Orte Paul Celans

Celan hieß eigentlich Antschel und hatte deutsch-jüdische Eltern. Er änderte seinen Namen in das Anagramm Celan (gesprochen „Tsélan“). Heute gilt Paul Celan vielen als der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des 20. Jahrhunderts.

Sehr früh zeigte der junge Antschel großes Talent für Sprachen. Er sprach Deutsch (die Muttersprache), Rumänisch (die Landessprache), Russisch (die Sprache der späteren Besatzer), Englisch, Hebräisch/Jiddisch (die Vatersprache) und Französisch. Er war nicht nur Dichter, sondern auch ein bekannter und geachteter Übersetzer der Werke Ossip Mandelstamms aus dem Russischen, Shakespeares und Emily Dickinsons aus dem Englischen, Paul Valérys aus dem Französischen, Fernando Pessoas aus dem Portugiesischen und Mihai Eminescus aus dem Rumänischen. Er übersetzte aber auch Kriminalromane George Simenons und insgesamt gibt es Celan-Übersetzungen aus sieben Sprachen ins Deutsche.

Als Jugendlicher war Paul Antschel wohl sehr umgänglich. Er hatte einen großen Freundeskreis, der ihn wegen seines angenehmen Wesens, seiner sportlichen und schauspielerischen Talente und seiner hohen Intelligenz schätzte. Seine erste Freundin Ilse Goldmann beschreibt ihn vierzig Jahre später noch in schwärmerischen Worten: „Ich lernte ihn kennen, als ich fünfzehn und er knapp sechzehn war. Er war ein selten schöner Mensch, ganz in der Art jugendlicher Romantiker, etwa Byrons oder Shelleys, mit sanften Rehaugen und einem gold überhauchten Pfirsichton der Haut, mit langen, schlanken, sehr ebenmäßigen Gliedern. Einer seiner Bewunderer verglich ihn nicht zu Unrecht mit einer jungen Erle. Er hatte eine durchaus mädchenhafte Art, den Kopf auf die Seite zu legen und den Blick passiv und elegisch schweifen zu lassen.“

Die Eltern einer anderen Freundin (Edith Horowitz, später Silbermann) hatten eine umfangreiche Bibliothek, in der der junge Antschel die Werke der großen deutschen Literatur fand. Und hier begegnete er auch zwei Werken, die für ihn später große Bedeutung erlangen sollten: einem Prosaband von Hugo von Hofmannsthal und dem Erzählband „Ein Landarzt“ von Franz Kafka.

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