Orte Paul Celans

In seiner Ansprache anlässlich der Entgegennahme des Bremer Literaturpreises 1958 sagte Celan: „Die Sprache blieb unverloren, ja, trotz allem. Aber sie musste nun hindurchgehen durch ihre eigenen Antwortlosigkeiten, hindurchgehen durch furchtbares Verstummen, hindurchgehen durch die tausend Finsternisse Tod bringender Rede. Sie ging hindurch und gab keine Worte her für das was geschah - aber sie ging hindurch und durfte wieder zutage treten, „angereichert“ von all dem. In dieser Sprache habe ich versucht, Gedichte zu schreiben, um mir Wirklichkeit zu entwerfen.“

Vielleicht ist nun das von mir eingangs erwähnte Gedicht besser zu verstehen.

KEINE SANDKUNST MEHR, kein Sandbuch, keine Meister.

Nichts erwürfelt. Wieviel
Stumme ?
Siebenzehn.

Deine Frage - deine Antwort.
Dein Gesang, was weiß er ?

Tiefimschnee.
                       Iefimnee,
                                      I - i - e.

Die erste Verszeile bezieht sich vielleicht auf Celans ersten Gedichtband „Der Sand aus den Urnen“, in dem er zum Teil noch expressionistisch formuliert, und die „Meister“ beziehen sich vielleicht auch auf den Meister in der „Todesfuge“ seines ersten Gedichtbandes . Er will jetzt keine Sandkunst mehr, keine expressionistischen Bilder , die Sprache soll verstummen. „...Wieviel Stumme ?“

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