Orte Paul Celans
Paul Celan ist der am häufigsten übersetzte deutschsprachige Dichter des 20. Jahrhunderts nach 1945, und die Sekundärliteratur über ihn umfasst weltweit über 3000 Arbeiten. Seit 1987 erscheint unter der Herausgabe von Hans-Michael Speier meist zweijährig das „Celan-Jahrbuch“, das ausschließlich seinem Werk gewidmet ist.
Prägend für Celans Gedichte - über fünfhundert in acht von ihm selbst konzipierten Bänden und weitere fünfhundert („Das Frühwerk“ und „Gedichte aus dem Nachlass“) - sind vor allem drei Komponenten:
1) die dichterische Tradition der Werke Hölderlins, Rilkes, Trakls, Kafkas und Novalis'.
2) die jüdische Tradition, hier speziell die kabbalistisch-jiddische (also die jüdische Mystik) und die „Ich-Du“ Mystik des Philosophen und Übersetzers Martin Buber (1878-1965).
3) das Historisch-Biographische mit den unauslöschlichen Erinnerungen an den Churban, dem seine Eltern zum Opfer fielen und der schließlich auch ihn das Leben kostet.
Denn wohl in der Nacht zum 20. April 1970 (während des Pessach Festes) ertränkt sich Celan in der Seine in Paris - am Geburtstag Adolf Hitlers, des Zerstörers der europäischen Juden. Und kurz vor seinem eigenen 50. Geburtstag. Im Alten Testament bedeutet das 50. Lebensjahr eines Menschen das ‚Halljahr', das eine besondere Wende einleitet und durch Posaunenschall eingeläutet wird.
Daten spielen in Celans Leben und Werk eine außerordentliche Rolle; so beziehen sich sehr viele seiner Gedichte auf den 20. Jänner - den Tag der so genannten „Wannseekonferenz“, auf der in Berlin 1942 die „Endlösung“, also die endgültige Vernichtung aller europäischen Juden beschlossen wurde.